Entwicklung und Analyse eines Multiplikatorentrainings zur Verbreitung des empathiebasierten Entlastungskonzeptes empCARE
Kontaktdaten

Universitätsklinikum Bonn (AöR)

Weitere Informationen und Ansprechpartner:
www.empcare.de
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Andreas Kocks
Universitätsklinikum Bonn (AöR), Pflegedirektion
Sigmund-Freud-Str. 25
53127 Bonn
0228 287 19833
andreas.kocks@ukbonn.de

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Good Practice Krankenhaus

Entwicklung und Analyse eines Multiplikatorentrainings zur Verbreitung des empathiebasierten Entlastungskonzeptes empCARE

Die nachfolgenden Informationen sind zum großen Teil der folgenden Veröffentlichung entnommen worden:
Thiry, L., Schönefeld, V., Deckers, M. & Kocks, A. (Hrsg.) (2021): empCARE - Arbeitsbuch zur empathiebasierten Entlastung in Pflege- und Gesundheitsberufen. Essen

Ausgangssituation:

Ohne Empathie, sprich das Hineinversetzen in das Erleben und die Bedürfnisse des Gegenübers, ist eine Gesundheitsversorgung nur schwer vorstellbar. Jedoch birgt gerade die hierfür erforderliche Interaktionsarbeit auch versteckte Risikofaktoren für die Pflegenden in sich selbst.

Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und einzufühlen, ist besonders im therapeutischen, helfenden Kontext eine mögliche Quelle für Überforderungen und Erschöpfung, die bis hin zu Burnout-Symptomen gehen kann.

Pflegende brauchen daher konkrete, erlernbare und praxistaugliche Strategien, wie sie mit emotionalen Herausforderungen in der Versorgung von Patienten und Angehörigen bei gleichzeitiger notwendiger Selbstpflege umgehen können.

Das Entlastungskonzept empCARE:

empCARE ist ein BMBF-Forschungsprojekt der Universität Duisburg-Essen, der Universitätsklinik Bonn, der Universitätsklinik Köln und der Aaron Kranken- und Intensivpflege GmbH Köln und möchte Pflegende in der Interaktionsarbeit stärken (siehe Projektfilm „Mitarbeiterin des Monats“). Ziel war die Entwicklung, Durchführung, Evaluation und Veröffentlichung eines Trainingskonzeptes, mit dem Pflegende spürbar und nachhaltig eine Entlastung von den aus den Interaktionen mit Patientinnen und Patienten entstehenden Belastungen erfahren.

empCARE bietet eine zweitägige Kompaktschulung mit einer Vermittlung der Relevanz und der Wirkmechanismen von Empathie, der Konzeptvermittlung, praktischen Erfahrungen sowie gemeinsamer Arbeit an konkreten Praxisbeispielen herausfordernder Situation an. Ungefähr sechs bis acht Wochen nach dieser Schulung sieht das Konzept die Durchführung eines Gruppencoachings im Sinne einer Praxisreflexion vor. Hier können die Teilnehmer einzelne Inhalte auffrischen und vertiefen, Unklarheiten klären, Gesprächssequenzen üben oder schwierige Interaktionen im Rahmen einer Fallbesprechung bearbeiten.

Das Entlastungskonzept empCARE ist das Ergebnis einer dreijährigen interdisziplinären Zusammenarbeit von Vertreterinnen und Vertretern aus Psychologie, Bildungs- und Pflegewissenschaften. empCARE wurde bereits erfolgreich in weiteren Kliniken und auch ambulanten Pflegediensten über Inhouse-Schulungen oder offenen Seminaren vermittelt. Wir sind sicher, dass dieses Konzept auch für die Angehörigen anderer Sozial- und Gesundheitsberufe sinnvoll ist und mit entsprechenden Anpassungen erfolgreich umgesetzt werden kann.

Ziel (Multiplikatorentraining):

Um eine größtmögliche individuelle Passung des Konzeptes empCARE für die verschiedenen Pflegeteams zu erzielen und damit den nachhaltigen Lernerfolg und Transfer in den heterogenen Pflegeteams bestmöglich zu unterstützen, wurde von der Universitätsklinik Bonn ein spezielles Training zur Weitergabe der Inhalte über Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelt und evaluiert.

Dadurch sollte zum einen die Reichweite der Schulungsinhalte in den Teams erhöht und zum anderen die gegenseitige Akzeptanz und der Transfer in den Arbeitsalltag nachhaltig erleichtert werden.

Maßnahme (Multiplikatorentraining):

Im Multiplikatorentraining nahmen zwei bis drei Pflegende eines Stationsteams zunächst an einer regulären empCARE-Kompaktschulung und darüber hinaus an einem halbtägigen Multiplikatoren-Modul teil.

Anschließend wurden diese Multiplikatorenteams über ein Jahr mit wechselnden Praxis- und Coachingphasen begleitet, während sie die Inhalte und Erkenntnisse des empCARE-Entlastungskonzeptes auf ihren jeweiligen Stationen vermittelt hatten.

Übersicht über den Prozess des Multiplikatorentrainings

Im Kern sieht die Umsetzung somit eine Bereitschaft zur Qualifizierung (2,5 Tage) und - wenn möglich zum besseren Theorie-Praxistransfer - eine Begleitung über ein Jahr mit drei verteilten Treffen zur Reflexion und kollegialen Beratung (2-3 Stunden) vor. Diese Zeitanforderung umzusetzen - in oft sehr engen Personalbesetzungen - erfordert ggf. individuelle Lösungen.

Das Angebot ist auf breite Zustimmung gestoßen. Teilgenommen haben in 1,5 Jahren etwa ein Drittel aller Stationen mit jeweils drei Personen. Ein weiteres Roll-out ist für die nächsten Jahre auch über die klassischen Schulungen einzelner Personen oder ganzer Teams in der Umsetzung.

Auswirkung (Multiplikatorentraining):

Die Ergebnisse der umfassenden Evaluation (quantitativ, longitudinal mit Kontrollgruppe über 4 Messzeitpunkte verteilt über ein Jahr) zeigten in allen Settings eine signifikante Reduktion der psychosomatischen Arbeitsbelastung und Burnout-Symptome der Trainingsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe. Weiterhin bewerteten die Teilnehmenden die Inhalte, den Verlauf und die Atmosphäre in den Trainings positiv, wobei insbesondere Rollenspiele die Methode mit den besten Bewertungen war. Die Inhalte der Trainings und Coachings beurteilten die Teilnehmenden über ein Jahr in der großen Mehrheit als relevant für die Praxis und als sehr gut umsetzbar. (Detaillierte Informationen zum Evaluationskonzept und dessen Ergebnisse finden Sie in dem oben genannten Arbeitsbuch.)

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