GP Ursachen und Einflussfaktoren

Die Ursachen für Übergriffe durch Patienten und Bewohner sind vielfältig und natürlich von Person zu Person verschieden. Generell kann man aber sagen, dass sie in der aktuellen Lebenssituation des Betreffenden liegen.
Konkret sind folgende Fragen bedeutsam:

  • Wie kommt der Betroffene mit der für ihn fremden Umgebung zurecht?
  • Belastet ihn der Verlust an Privat- und Intimsphäre?
  • Steht er unter dem Einfluss von Medikamenten, Drogen und Alkohol?
  • Fühlt er sich durch das Verhalten der Beschäftigten herausgefordert oder verängstigt
  • An welcher Krankheit leidet er?;
  • ...

Die Ursachen und Einflussfaktoren aggressiven Verhaltens von Patienten, Bewohnern und anderen Personen in Gesundheitseinrichtungen sind sehr unterschiedlich. Je nach Einrichtung ist der Anteil bestimmter Krankheitsbilder nicht zu unterschätzen. In den meisten Fällen ist es jedoch nicht das Krankheitsbild,  das zur Aggression führt. In aller Regel geht einer Aggression ein Reiz voraus, auf den hin dann die betroffenen Personen aggressiv werden. In der Psychologie nennt man diesen Reiz auch ‚aversive Stimulation'. Eine solche Stimulation liegt in der sozialen Umwelt der Betroffenen, beispielsweise im Verhalten der Beschäftigten oder aber in der baulichen Umgebung. Letzteres kann etwa schon allein eine geschlossene Stationstür in einer psychiatrischen Einrichtung sein.

Nicht selten befinden sich die Patienten, seien es somatisch oder aber auch psychiatrisch Erkrankte, in einer Krisen- oder Stresssituation. Im psychiatrischen Bereich weiß man beispielsweise, dass in den ersten Stunden und Tagen nach der Aufnahme oder der Verlegung auf eine neue Station das Aggressionsrisiko besonders hoch ist. In somatischen Kliniken sind es vor allem die Ambulanzen und Notfallaufnahmen, wo aggressives Verhalten relativ häufig vorkommt.

In der zum Übergriff führenden Situation kommen viele Einflussfaktoren zusammen. Wenn ein "aversiver Stimulus" auf einen krankheitsbedingt eingeschränkten Patienten in einer Stresssituation trifft, dann muss es zwar nicht zu einem aggressiven Verhalten kommen, die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch groß.

Aus diesem Grund muss eine erfolgreiche Prävention auch in den Umgebungsfaktoren bzw. im Verhalten der Beschäftigen ansetzen, um aversive Stimuli so gering wie möglich zu halten.


Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.

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