GP Intervention im Krisenfall

Droht eine kritische Situation zu eskalieren, muss situationsgerecht eingegriffen werden. Alle Interventionen haben dabei das Ziel,

  • die Sicherheit der Beteiligten zu erhalten bzw. wiederherzustellen,
  • Würde und Respekt zu wahren und
  • die professionelle Beziehung zwischen Betreuer und Betreuten möglichst wenig zu beeinträchtigen.

Zudem ist stets zu berücksichtigen, dass aggressives Verhalten von Patienten, Bewohnern und Angehörigen meist nicht ohne subjektiven Grund erfolgt! Je nach körperlicher und psychischer Verfassung der Beteiligten und den Erfordernissen der Situation können verbale, nonverbale Kommunikation oder Körpertechniken zum Einsatz kommen. Zu wählen ist jeweils die Methode mit den geringsten einschneidenden Folgen, die aber gleichzeitig noch ausreichende Sicherheit gewährleistet.

Reaktionen im aggressiven Krisenfall erfordern eine sach- und situationsgemäße Anpassung der Interventionen. Sicherheit für alle beteiligten Personen (Patienten, Mitpatienten, andere Anwesende, Mitarbeiter) ist das oberste Gebot. Dieses Gebot ist zu kombinieren mit dem Gebot der Würde und dem Gebot des Respekts gegenüber allen Beteiligten. Gerade körperliche Interventionen wie Zwangsmaßnahmen verlangen eine Vorgehensweise, die diese Gebote berücksichtigt. Aggressive Personen befinden sich nahezu ausnahmslos in einer Krise bzw. einem psychischen Ausnahmezustand, was bei der Reaktion auf das Verhalten unbedingt zu berücksichtigen ist. In jedem Fall muss eine sorgfältige Abwägung zwischen den Sicherheitsaspekten und den möglichen Folgen der Intervention erfolgen.

Im Detail bedeutet dies, dass trotz der Krisensituation eine angemessen höfliche Kommunikation stattzufinden hat, dass bei physischen Interventionen darauf geachtet wird, besonders verletzbare Körperregionen zu schonen und dass dem Patienten oder Bewohner die jeweils geplante Intervention soweit wie möglich zu erklären ist.

Neben diesen eigentlich selbstverständlichen Geboten müssen sich sämtliche Beteiligten bewusst sein, dass sie auch nach der Krise wieder miteinander arbeiten und auskommen müssen. Daher verfolgen die genannten Richtlinien auch das Ziel, die professionelle bzw. therapeutische Beziehung nicht nachhaltig zu gefährden.

In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass den Mitarbeitern bewusst ist, dass sie selbst bei der Durchführung von Zwangsmaßnahmen Stressoren beziehungsweise situativem Stress ausgesetzt sind, und gelernt haben, damit umzugehen. Deeskalation und Intervention kann nur erfolgreich geschehen, wenn die Mitarbeiter in der Lage sind, ihre eigene Angst, Ärger, Aggression oder psychische Erregung unter Kontrolle zu halten. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Stressmanagement-Trainings entwickelt worden, in denen die Mitarbeiter diese Techniken (wie beispielsweise Selbst-Instruktionen) erlernen können.

Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.

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