Durch Symptome bestimmter Krankheitsbilder, die sich auf die Selbstregulation und die Selbstkontrolle auswirken, kann das Auftreten aggressiven Verhaltens begünstigt werden. Aggressive psychomotorische Erregungszustände können u. a. bei Alkohol- und Mischintoxikation, akuter Psychose, Persönlichkeitsstörung, geistiger Behinderung, Demenz und Delir auftreten.
Aber auch stressauslösendes Erleben (Schmerzen oder anderes verändertes Körpererleben wie Hunger, Durst, Hitze, Kälte, Angst, Bedrohungserleben, Verkennungen) oder eine eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit (Wahrnehmungs- und Sprachstörungen) kann zu einem erhöhten Auftreten von aggressivem Verhalten beitragen. Viele dieser Symptome können bei Patienten und Bewohnern der verschiedensten Einrichtungen des Gesundheitswesens festgestellt werden.
Ein oftmals vorhandener Hintergrund aggressiven Verhaltens ist die Intoxikation durch Alkohol oder andere Drogen. Dies gilt für somatische und psychiatrische Kliniken. Alkohol- und Drogenkonsum wirkt bekanntermaßen enthemmend und führt zu kognitiven Einschränkungen.
Andererseits können auch im Rahmen von Entzugssymptomen aggressive Verhaltensweisen auftreten. Der körperliche Entzug stellt für die Patienten eine erhebliche Belastungssituation dar. Darüber hinaus kann delirante Symptomatik mit psychomotorischer Unruhe, Halluzination und Wahn auftreten, was bedingt durch das veränderte vielfach angstbesetzte Erleben zu aggressivem Verhalten beitragen kann.
Bei akuten psychotischen Erkrankungsphasen fühlen sich die Betroffenen oft von anderen Personen verfolgt oder beeinflusst und leiden unter akustischen Halluzinationen, die für den Patienten imperativen, das heißt auffordernden Charakter haben können, gegenüber anderen Personen aggressiv zu werden. Das psychotische Erleben wirkt häufig sehr beängstigend, was ebenfalls aggressive Verhaltensweisen zur Folge haben kann.
Ein weiteres – und in seiner Bedeutung zweifelsohne zunehmendes – Störungsbild ist die Demenz, die bekanntermaßen mit Orientierungslosigkeit, kognitiven Einschränkungen, aber auch mit vielen anderen psychiatrischen Symptomen einhergehen kann. Bei diesen Patienten ist es oftmals Hilflosigkeit bzw. das Unverständnis der Situation, was zu aggressivem Verhalten führt. Gleiches kann auch bei Menschen mit einer Intelligenzminderung (früher: geistige Behinderung) der Fall sein, bei denen nicht selten noch Einschränkungen der Ausdrucksmöglichkeiten hinzukommen.
In Einrichtungen des Maßregelvollzugs ist der Anteil von Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung sehr hoch. Die Bandbreite des Verhaltens dieser Patienten kann eingeschränkt sein, so dass sie oftmals nur mit festgelegten aggressiven Verhaltensmustern reagieren können.
Der hier verwendeten Texte und Medien wurden aus der DVD „Risiko Übergriff – Konfliktmanagement im Gesundheitsdienst“ (Stand: 2010) entnommen.