Liege mit Überzug ©UK NRW | BGW
Stand: 02/2018

NA Transfer und Lagerung

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Allgemeine Informationen zum Thema „Patientenunfälle“ finden Sie in den Bereichsübergreifenden Themen

Im Bereich der Notaufnahme haben Patientinnen und Patienten oft einen großen Hilfebedarf, sind immobil bzw. ohne Bewusstsein. Sie werden vom einliefernden Rettungsdienst übernommen und in der Regel auf eine fahrbare Liege („Gondel“) oder auf eine feste Untersuchungsliege im Behandlungsraum transferiert. Ggf. sind bestimmte Lagerungen nötig, um erforderliche Untersuchungen und Behandlungen durchführen zu können oder aus medizinischen Gründen. Später steht dann ggf. die Umlagerung in ein Patientenbett an.

Behandlungszimmer©UK NRW | BGW

Sobald eine Patientin bzw. ein Patient bei Transfer und Lagerung nicht nur Anleitung, sondern körperliche Unterstützung benötigt, ergeben sich daraus in der Regel hohe bis kritische körperliche Belastungen für das helfende Personal. Das macht entsprechende Maßnahmen zum rückenschonenden Arbeiten erforderlich. Bei erheblich oder ganz immobilen Patientinnen und Patienten sind technische Hilfsmittel beim Patiententransfer unverzichtbar, damit die Belastungen für das Personal im Rahmen dessen bleiben, was auch auf längere Sicht gesundheitlich vertretbar ist.

Wichtige Maßnahmen zum Schutz vor körperlicher Überlastung bei Transferprozessen in der Notaufnahme sind:

Ausreichendes Platzangebot
Bei der Raumgestaltung von Notaufnahmen (Neu- und Umgestaltung) sollte ausreichend Platz für fahrbare Liegen und Transport- oder Rollstühle, für den Einsatz von Liftern und die erforderliche Anzahl helfender Personen vorgesehen sein.

Höhenverstellbarkeit
Alle eingesetzten Liegen und Betten sollten höhenverstellbar sein, um schnell und ohne unnötigen Aufwand oder Risiko den Transfer einer liegenden Person auf einer Ebene ausführen zu können.

Sicheres Beherrschen von Techniken zum rückengerechten Arbeiten
Die erforderlichen Transferprozesse (insbesondere solche, die von mehreren Helferinnen und Helfern zusammen ausgeführt werden) sollten innerhalb des Teams abgestimmt, vermittelt und eingeübt sein. Damit wird erreicht, dass rückenschonende Arbeitsweisen selbstverständlich, schnell und sicher praktiziert werden.

Kleine Hilfsmittel
Für die häufig anstehenden Transfers liegender Personen sind Rollbretter besonders gut geeignet und bewährt.
Für die Lagerung einer immobilen Person auf einer Liege bzw. im Bett sind Gleittunnel oder Gleitfolien sehr hilfreich und schnell und unkompliziert anwendbar. Gleitfolien sind auch als Einmalartikel verfügbar, was die hygienische Handhabung erleichtert.

Patientenlifter
Ein gut handhabbarer Patientenlifter muss auf jeder Notaufnahme verfügbar sein, z.B. für den Transfer immobiler Patientinnen und Patienten vom Transport- oder Rollstuhl auf eine Liege oder zum Aufheben gestürzter Patientinnen und Patienten. Wichtig ist, dass die dazugehörigen Aufbereitungsprozesse für die Aufnahmemittel (Gurte, Netze) so abgestimmt sind, dass jederzeit ausreichend davon für den Einsatz bereit sind.

Für die Versorgung adipöser Patientinnen und Patienten ist eine besondere Ausstattung mit geeigneten Liegen, Transportstühlen und Hebeeinrichtungen erforderlich. Es sollte geklärt und bekannt sein, bis zu welchem Patientengewicht die Ausstattung der Notaufnahme geeignet ist und wie zu verfahren ist, wenn notfallmäßig schwere Patientinnen und Patienten behandelt werden müssen.

Geeignete Hilfsmittel finden Sie in unserer Hilfsmitteldatenbank.


Rotes Kreuz©UK NRW | BGW

Die Arbeitsatmosphäre in der Notaufnahme ist unvermeidlich gekennzeichnet von der hohen Priorität notfallmäßig zu versorgender Patientinnen und Patienten und der damit verbundenen Erfahrung großer Anspannung, von Zeitdruck und Stress. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten von sich selber und Kolleginnen sowie Kollegen in diesen Phasen höchste Konzentration, Leistungsbereitschaft und Belastbarkeit. Entsprechend gering ist oft die Bereitschaft ausgeprägt, das eigene Wohlergehen bzw. das der Kolleginnen und Kollegen mit zu berücksichtigen. Das macht es schwer, Maßnahmen des Gesundheitsschutzes mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen zu entwickeln und langfristig zu etablieren.

Die Überzeugung, dass auch in medizinisch herausfordernden Situationen rückengerecht und belastungsarm gearbeitet werden kann und sollte, muss aber im Team der Notaufnahme selbst verankert sein. Zweifellos hat jeder medizinische Notfall in der jeweiligen Situation höchste Priorität. Das darf aber nicht dazu führen, dass das zuständige Personal permanent den Schutz der eigenen Gesundheit vernachlässigt und z. B. Transfers generell manuell und ohne Hilfsmittel durchgeführt werden, weil das vermeintlich so schneller und effizienter ist.

Wichtig ist hier, deutlich zu machen, dass

  • rückengerechte Transferprozesse in der Regel nicht entscheidend länger dauern, wenn sie im Team abgestimmt und sicher eingeübt sind.
  • im Sinne einer langfristigen Personalentwicklung Arbeitsprozesse so gestaltet sein sollten, dass sie dauerhaft ausgeführt werden können. Langjährig erfahrene Kolleginnen und Kollegen tragen erheblich dazu bei, die Versorgungsqualität in der Notaufnahme zu sichern, und sollten den Arbeitsbereich nicht nach einigen Jahren wegen Rückenproblemen verlassen müssen.
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